Sprache
Sprache ist das wichtigste Mittel für uns, Beziehungen zu unserer Umwelt aufzunehmen und uns ihr verständlich zu machen. Diese Kompetenz beginnt mit dem ersten Laut und ist eng mit der Entwicklung von Persönlichkeit und Identität eines Menschen verbunden.
Neben der Selbstständigkeit ist ein weiteres Entwicklungsziel die Ausbildung von Identität. „Durch alltägliche Erfahrung formt sich im Kind nach und nach die Gewissheit, erstens von anderen getrennt zu sein und zweitens eine stabile, dauerhafte Identität zu besitzen (vgl. Viernickel 2007:56).
Die Ich-Entwicklung bedeutet, dass die Kinder ihr eigenes Wesen als einmalig begreifen. Dies äußert sich u.a. auch in der Sprachentwicklung. In der Kommunikation mit anderen großen und kleinen Menschen gewinnt das Kind Wissen über sich selbst. Meilenstein und Ausdruck vom selbstbewussten Abgrenzen zu Anderen ist der verbale Einsatz der Wörter „Nein“, „Ich“ und „Meins“.
Sprach- und Kommunikationsfähigkeit ist zudem eine grundlegende Voraussetzung für die kognitive und emotionale Entwicklung von Kindern.
Somit kommt in unserer Konzeption dem Spracherwerb der Kinder ein hoher Stellenwert zu.
Die Sprachentwicklung ist ein umfassendes Thema und würde an dieser Stelle sicher den Rahmen sprengen. Was aber kurz angeführt werden soll, ist, dass wir jede Form der Kommunikation als eine dem Kind eigene Sprache ansehen. Ein Kind, das nicht spricht, gibt es nicht! Natürlich ist es unser Ziel, dass die Kinder unsere allgemeine Sprache, in diesem Falle Deutsch, da unser Team ausschließlich aus deutschsprachigen Muttersprachlern besteht, von uns übernehmen. Dass ein Kind Sprache erlernen kann, ist angeboren, doch jedes Kind bedarf guter sprachlicher Vorbilder, damit es lernt, seine Fähigkeiten anzuwenden und insbesondere die grammatischen Regeln richtig aufzufassen.
Das bedeutet für unseren Alltag und unser Handeln:
- Unser Anliegen ist es, gute sprachliche Vorbilder zu sein. Dies erreichen wir, indem wir das Alltagsgeschehen der Kinder mit Worten begleiten und den Kindern ihre Ge-fühle spiegeln, indem wir sie benennen.
- Jedes Kind soll motiviert sein, möglichst viel zu sprechen, deshalb fordern wir es im-mer wieder auf, uns verbal mitzuteilen, was es gerne möchte, und begleiten das Spiel der Kinder sprachlich.
- Mit der Repräsentationsfähigkeit gehen auch die Ausbildung pragmatischer Fähigkeiten einher. Diese fördern wir besonders, indem wir immer wieder Gespräche anregen und mit den Kindern gemeinsam die Umwelt betrachten und beschreiben. Bei diesem gemeinsamen langanhaltenden Nachdenken werden die Kinder angeregt, ihre Vorstellung mit den ihnen zur Verfügung stehenden Worten für andere Kinder zu beschreiben. So bilden sie ihre kognitiven Fähigkeiten als auch ihre Erzählfähigkeit immer weiter aus.
- Um die Kinder nicht nur an die deutsche Grammatik heranzuführen, sondern auch ih-ren Wortschatz über die Grenzen der Alltagsgeschehnisse hinaus zu erweitern, erzäh-len wir den Kindern Geschichten anhand von Bilderbüchern. Nach und nach erkennen die Kinder Dinge wieder und benennen diese. Wir unterstützen das Erzählen, indem wir Fragen zur Situation auf dem Bild stellen.
- Auch im Rollenspiel wird der Wortschatz erweitert und insbesondere um Verben und Adjektive ergänzt.
- Um speziell ein Gefühl für unterschiedliche Lautstärken, für Sprachrhythmus und Musik zu gewinnen, arbeiten wir in den morgendlichen Singkreis unterschiedliche sprachfördernde Elemente mit ein. Es ist Zeit, in der die Kinder durch das gemeinsame Singen einen klaren Sprachinput bekommen. Das „Hinhören“ wird hier ganz besonders angesprochen. Zu unserer Unterstützung kommt einmal die Woche eine Musikpädagogin. Diese erweitert das musikalische Repertoire der Kinder um immer neue Elemente, die wir in den folgenden Tagen aufgreifen und die unseren Singkreis weiter bereichern. Unsere Kekki-Schützlinge lernen u.a. den eigenen Körper als Instrument ganz basal zu erleben. Dazu kommt, das Erleben von Bewegung und das Spüren von Takt und Rhythmus. Im Singkreis lernen die Kinder einfache Instrumente wie Rasseln, Klangstäbe und Flöten kennen. Durch das Ausprobieren wird das Bewusstsein über den eigenen Einfluss im Zusammenspiel mit der Gemeinschaft verstärkt.
Wir verfolgen keine speziellen Sprachprogramme. Die sprachliche Förderung soll lebensnah und beiläufig, eben situativ, erfolgen. Nichtsdestotrotz haben wir den Sprachentwicklungsstand der einzelnen Kinder gut im Blick und sind in der Lage, Auffälligkeiten festzustellen und Eltern zu beraten.