Lebenspraktische Bereiche
Lebenspraktische Fähigkeiten und Fertigkeiten sind überlebenswichtig und werden deshalb auch in unserem Konzept gesondert aufgegriffen.
Die Kinder lernen Fertigkeiten wie Wassereinschütten, Jackeausziehen, Händewaschen oder Zähneputzen vor allem durch Nachahmung der größeren Kinder und der Erwachsenen. Die Kinder bilden Schemen von diesen Tätigkeiten, die jeden Tag auf dieselbe Weise geschehen. Ein Schema zu entwickeln, braucht Zeit. Wenn ein Kind beim Hören des Wortes „Anziehen“ die Arme reckt, ist das ein Zeichen, dass es nun schon ein Schema gebildet hat, was „Anzie-hen“ bedeutet. Aber es bedeutet noch mehr, denn dieses Kind ist in der Lage sein Schema vom „Anziehen“ mit einer Bewegung zu verknüpfen. Das „Armehochstrecken“ ist der erste Baustein für den Fertigkeitenkomplex des eigenständigen Anziehens.
Unser Anliegen ist jedoch nicht, mit den Kindern einzelne Fertigkeiten getrennt vom Erleben des Kindes zu trainieren. Im Gegenteil, bewusst gestehen wir Pflege und Essenssituationen viel Zeit zu. Zeit, in der die Kinder ganz natürlich ihre lebenspraktischen Fertigkeiten erproben können. Der situative Anlass motiviert die Kinder, denn sie sind in der Lage, das Ziel vor Augen zu sehen.
Ein Beispiel: Beim Mittagessen sollen sich die Kinder selbstständig ihr Essen auf den Teller geben. Das ist eine Tätigkeit, die die Kinder in hohem Maße herausfordert, kognitiv als auch motorisch! Da sie aber das Ziel, essen zu können, direkt vor Augen haben, sind die Kinder in diesem Moment hoch konzentriert und motiviert bei der Sache.
Durch das Erfolgserlebnis, sich selbst mit Essen zu versorgen, sind sie weiter motiviert, ihre erlernten Fähigkeiten im Spiel fortzuführen. Der erweiterte Rollenspielbereich, der verschie-dene Küchenutensilien und Kleidungsstücke für die Kinder bereitstellt, findet besonders großen Anklang bei Kindern in jedem Entwicklungsalter. Häufig stellen die Kinder ganz ohne Aufforderung lebenspraktische Fertigkeiten nach. Unsere Aufgabe liegt hier neben der Impulsgebung im Rollenspiel vor allem in der Vorbereitung der Räumlichkeiten. Entdecken die Kinder z.B. einen gedeckten Tisch, beginnen sie meist umgehend, ihre Teller mit Essen zu füllen und die Situation nachzustellen.