Körper und Gesundheit
Das Bedürfnis nach körperlichem und seelischem Wohlbefinden ist eine grundlegende Vo-raussetzung für Entwicklung und Bildung und ein Grundrecht von Kindern. Von Beginn an ist der Bezugspunkt des Kindes sein Körper. Über den Körper nehmen die Kinder Kontakt zu anderen Menschen auf. Sie können von Beginn an über Körpersprache, Mimik, Gestik, Wei-nen, Lachen und Laute ihren Bezugspersonen deutlich mitteilen, was sie brauchen und was sie möchten. Gerade in unserer Betreuung der Unterdreijährigen haben die pflegerischen Tätigkeiten und der feinfühlige Umgang damit eine ganz besondere Bedeutung.
Einen großen Stellenwert genießt in diesem Zusammenhang auch die „Beziehungsvolle Pfle-ge“. Dieser Begriff wurde von Emmi Pikler, einer ungarischen Kinderärztin, geprägt. Pflege meint die vielen alltäglichen Situationen vom An- und Auskleiden in der Garderobe über die gemeinsamen Mahlzeiten und deren Gestaltung bis hin zum Händewaschen und Zähneputzen oder auch das Eincremen mit Sonnencreme. Dazu gehört auch das „Matschen“ mit Wasser, Schaum etc. Diese täglich stattfindenden Wickel- und Pflegesituationen sind für uns viel mehr als eine hygienische Notwendigkeit!
Beziehungsvolle Pflege beschreibt die Pflege als Basis von Beziehungsgestaltung zwischen den Bezugspersonen und dem Kind. Im Alltag ist es nicht immer leicht, ungestört mit einem einzelnen Kind zu agieren, denn oft kommen die anderen Kinder sofort dazu. Die Pflegezeit sollte ungestört sein, denn so können die Erzieherinnen gezielt auf die Kinder eingehen. Sie sollen durch den intensiven Körperkontakt Geborgenheit, Nähe, Wertschätzung, Achtung und Vertrauen und eine wechselseitige respektvolle Interaktion erfahren. Mit dieser liebevollen Zugewandtheit erfährt das Kind seinen Körper und damit seine Person als liebens- und schützenswert. Die Kinder werden dabei von uns in ihrer Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit unterstützt, indem sie beim An- und Ausziehen mithelfen können, sie selbstständig den Wickeltisch hochklettern, die Windel selbst aus dem Schrank holen oder die Cremetube öffnen. Das macht diese Situationen zu einer ganzheitlichen Wahrnehmungs- und Lernerfahrung für das Kind.
Das bedeutet für unseren Alltag und unser Handeln:
- Beim Wickeln achten wir darauf, dass wir eine gute Beziehung zum Kind bereits auf-gebaut haben. Um liebevoll und wertschätzend zu Pflegen, erfragen wir vor jedem Wickeln die jeweilige Zustimmung des Kindes. Wir erklären dem Kind genau was wir gerade tun, und nutzen die intime Situation, um das einzelne Kind besonders wahrzunehmen, seine Sprache aufzunehmen und um ihm eine positive Rückmeldung seiner Persönlichkeit zu vermitteln.
- Das Bedürfnis nach Nähe ist von Kind zu Kind unterschiedlich und ist von uns sensi-bel zu erkennen und zu respektieren.
- Wir geben dem Kind Raum und Zeit, um auf unsere Ansprache hin reagieren zu kön-nen, das Kind bekommt so die Möglichkeit zur Kooperation und Mitbestimmung.
- Behutsame, vorsichtige Berührungen sind ein Teil der Kommunikation
- Kurze Massagen und Körperspiele werden einfühlsam mit einbezogen.
- Wir gehen regelmäßig vor und nach den Mahlzeiten Hände waschen.
- Wir wickeln regelmäßig und verlässlich, die Kinder können sich am Tagesablauf ori-entieren, wann Pflegezeit ist.
- Weiterhin tragen wir Sorge dafür, die Kinder beim Händewaschen vor und nach den Mahlzeiten, dem Naseputzen, den Toilettengängen und der Zahnhygiene zu unterstüt-zen. Beim Zähneputzen lernen die Kinder spielerisch den Umgang mit der Zahnbürste. Es soll in erster Linie Freude machen, damit das Zähneputzen und die Mundhygiene als positiv erlebt werden. Gerne unterstützen wir im Nachhinein, indem wir „Nachputzen“. Insgesamt gehen wir aber davon, dass die Kinder auch ausreichende Mundhygiene durch die Eltern morgens und abends erfahren.
- Wir motivieren die Kinder, beim An- und Ausziehen in der Garderobe aktiv mitzuhelfen.