Ursprünglich aus dem Bereich der Suchtprävention entstanden, unterstützt die „Spielzeugfreie Zeit“ eine Vielzahl von im bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan aufgeführten Basiskompetenzen.
Das Konzept "Spielzeugfreier Kindergarten" entstand aus der gesellschaftskritischen Überlegung heraus, dass das Leben der Kinder (und auch der Erwachsenen) zunehmend geprägt ist von Konsumverhalten und durchrationalisierter Freizeitgestaltung. Dadurch werde aber verhindert, dass Kinder eine eigene Problemlösungskompetenz ausbilden. Zentrales Anliegen des Konzepts "Spielzeugfreier Kindergarten" ist es, die Lebenskompetenz-Ressourcen der Kinder zu stärken und zu fördern.
Durch das Fehlen der Spielsachen müssen sich die Kinder sehr intensiv und ausdauernd miteinander und mit sich selbst auseinandersetzen und beschäftigen. Dies formt die eigene Persönlichkeit in Bereichen wie Kreativität, Selbstwahrnehmung besonders von Gefühlen, Konfliktbereitschaft und –fähigkeit, Gruppenzugehörigkeit, Sprachverhalten und neuen kognitiven Leistungen.
Der Umgang miteinander rückt in den Vordergrund und fordert die Kinder ständig zum Austausch mit dem Gegenüber auf.
Im normalen Alltag bei uns findet Jeder viele Angebote, Möglichkeiten und Materialien vor. Jetzt müssen die Kinder in starkem Maße selbst aktiv werden.
Auch die Mitarbeiter*innen verändern ihre Rolle, den aktiveren Part geben sie an die Kinder ab. Ideen müssen die Kinder selbst entwickeln, die Erwachsenen sind unterstützend und ermutigend zur Seite. Wir geben Impulse, beobachten, spielen mit, beaufsichtigen, moderieren Konflikte und dokumentieren.
Wir trauen den Kindern zu, den Tag selbst in die Hand zu nehmen, stellen jedoch natürlich auch mit den Kindern verbindliche Regeln auf.
Die Hintergründe über Basis-, bzw. Lebenskompetenzen (Selbstbild, Sozialkompetenz, …), dem Wissen, wie wir lernen (z.B. durch selbständiges Erproben) und über die Grundbedürfnisse des Menschen (Autonomie, selbst tätig sein, …), haben uns zur Durchführung dieser Veränderung bewegt.
Den Kindern wird keineswegs das Spiel genommen, es wird vertieft und verändert und die Inhalte werden neu erlebt. Die Spielfähigkeit ist eine Grundvoraussetzung für seelisches Wohlbefinden und für das Lernen. Vielfältige Spielerfahrungen sind also ein Schatz des Kindes, aus welchem es lebenslang schöpfen kann.
Bei der Umsetzung des Konzeptes geht es nicht darum, dass Spielzeug für immer und generell verbannt werden soll. Es wird eine Situation hergestellt, in der Kinder ihre Lebenskompetenz unabhängig von äußeren "Problemlösern" trainieren können. Das Projekt richtet sich also nicht gegen Spielzeug, sondern die Herausnahme des Spielzeugs und das Wegfallen der Angebote ist eine Methode, um eine Situation zu schaffen, in der Kinder ihre Lebenskompetenzen erproben und entwickeln können.
Die spielzeugfreie Zeit kann nicht alles bewirken, fordert aber die Kinder in Bereichen heraus, die sonst zu wenig Beachtung finden.